Dr. Lan: KAMR

In der Juli-Ausgabe unseres Newsletters haben wir uns mit dem Thema Ausfallsicherheit in Netzwerken und den verschiedenen Spanning Tree Protokollen beschäftigt. Heute soll es um das von KTI entwickelte Protokoll KAMR gehen, das im Vergleich zu Spanning Tree (STP), Rapid Spanning Tree (RSTP) und Multiple Spanning Tree (MSTP) einige Vorteile bietet, besonders hinsichtlich der Konvergenzzeit.

Innerhalb industrieller Anwendungen werden mehrere Switches häufig wie eine kaskadierte Kette miteinander verbunden. In einer solchen Konfiguration ist ein redundanter Sicherungsmechanismus mit schneller Reaktion erforderlich, um das Netzwerk in Betrieb zu halten, wenn ein Verbindungsfehler auftritt oder ein Gerät ausfällt.

Während sich selbst beim Rapid Spanning Tree Protocol die Konvergenzzeit – also die Zeitspanne vom Verbindungsausfall bis zur Wiederherstellung durch das Ausweichen auf eine redundante Verbindung – auf kaum weniger als eine Sekunde reduzieren lässt, beträgt die typische KAMR- Konvergenzzeit bei Erkennung einer Unterbrechung nur wenige Millisekunden.

Der Chef im Ring

KAMR steht für KTI Auto Multi-Ring. KAMR ähnelt in seiner Funktionsweise dem ITU-T G8032 Standard, den die Telekom für Metro-Ringe einsetzt. Innerhalb eines KTI Auto Multi-Rings wird ein Master-Switch definiert. Er ist sozusagen der Chef im Ring. Auf dem Master wird ein Backup- und ein Ringport konfiguriert, während auf den anderen Switches, den sogenannten Slaves, nur Ringports angelegt werden. Im Regelbetrieb ist der Backupport des Masters inaktiv. Fällt in einem Ring nun eine Verbindung aufgrund eines Kabelfehlers oder eines defekten Gerätes aus, wird der Master durch die Ringteilnehmer über diese Unterbrechung informiert und schaltet den Backupport frei: Er kennt den Weg – innerhalb weniger Millisekunden wird die durch die entsprechende Gerätekonfiguration exakt definierte redundante Verbindung aufgebaut. Die jeweilige Dauer der Konvergenzzeit hängt von der gesamten Ringtopologie, der Anzahl der Switches, der Länge der gesamten Strecke und der Distanz der Fehlerquelle zum Ring-Master ab. Ist der Netzwerkfehler behoben, wird die ursprüngliche Ringkonfiguration automatisch wieder hergestellt.

Der beschriebene Konfigurationsaufwand eines KTI Auto Multi-Rings ist größer als bei Geräten mit Spanning Tree Protokollen. Er lohnt sich aber immer dann, wenn z. B. bei industriellen Anwendungen die deutliche längere Konvergenzzeit von RSTP inakzeptabel ist. RSTP ist stark verbreitet in historisch gewachsenen, oftmals schlecht oder gar nicht dokumentierten Netzwerken, die sich nachträglich nur sehr aufwändig konfigurieren ließen.

Weitere Features von KTIs Auto Multi-Ring

KAMR-fähige Switches von KTI verfügen über eine bedienerfreundliche Weboberfläche zum Konfigurieren des Ringnetzwerks. Sie enthält hilfreiche Funktionen, um den Status aller konfigurierten Ringe zu überprüfen. Modellabhängig wird dabei die Statusüberwachung von bis zu 100 Ringmitgliedern unterstützt.

KAMR-Switches von KTI können je nach Modell gleichzeitig Mitglied von bis zu sechs Ringen sein. Für jeden Ring muss eine eindeutige ID zur Identifizierung konfiguriert werden. Ein Switch kann der Master-Switch eines Rings sein, jedoch gleichzeitig auch ein Slave-Switch innerhalb eines anderen Rings. Darüber hinaus kann ein KAMR-Switch von KTI gleichzeitig das eigene Auto Multi-Ring- und das Spanning Tree Protokoll unterstützen, also gleichzeitig Mitglied in unterschiedlich konfigurierten Ringen sein.

Diese KTI-Switches unterstützen KAMR:

KGS-1260:

KGS-1064-HP:

KGS-1060:

KGC-460: