Wir erinnern uns an den letzten Dr. Lan Newsletter: Medienkonverter konvertieren Signale von Lichtwellenleitern (Glasfaser) auf Ethernet (Kupfer) und umgekehrt. Lichtwellenleiter (LWL) haben gegenüber Twisted-Pair-Verbindungen den Vorteil, deutlich längere Distanzen überbrücken zu können (mehrere Hundert Kilometer). Deshalb kommen sie zumeist in WANs (Wide Area Networks = Weitverkehrsnetze) zum Einsatz, finden aber auch vermehrt in LANs (Local Area Network = lokale Netze) Verwendung. Denn Glasfasern sind zudem unempfindlich gegenüber elektromagnetischen Störungen und ermöglichen die galvanische Trennung (vollständige Trennung zweier Stromkreise voneinander).
Um Sinn und Zweck der Funktion „Link Fault Pass Through“ zu verstehen, stellen wir uns folgendes Szenario vor:
Ein Unternehmen hat zwei räumlich weit voneinander entfernte Standorte. Die IT-Netzwerke beider Standorte sind über eine Glasfaserleitung miteinander verbunden. An beiden Enden der Glasfaser sind Medienkonverter angeschlossen. Sie wandeln die Signale der Glasfaserstrecke auf Kupfer um und leiten sie jeweils an einen Switch weiter, mit dem sie über ein Kupferkabel verbundenen sind.
Fallbeispiel 1: Die Glasfaserverbindung wird unterbrochen. Die Glasfaser-Ports der Medienkonverter A und B haben keine Verbindung mehr. Wenn die Medienkonverter „Link Fault Pass Through“ (LFPT) unterstützen, schalten sie nun ihre Kupferports ab. Damit ist auch die Verbindung zu den angeschlossenen Switches unterbrochen. Der Verbindungsfehler wird quasi weitergeleitet und erst jetzt auch für den Netzwerkadministrator sichtbar. Denn dieser greift in aller Regel über ein Management auf den Switch, nicht jedoch auf den Medienkonverter zu, da letzterer im Normalfall über kein solches Management verfügt. Mit anderen Worten: Der Medienkonverter kann dem Administrator den Verbindungsausfall nicht direkt mitteilen. Und deshalb ist LFPT so wichtig!
Beherrscht der Medienkonverter LFPT nicht, dann bekommt der Switch keine Information über den Abbruch, denn die Verbindung zwischen Switch und Medienkonverter selbst ist ja nicht gestört. Unter Umständen bleibt der Ausfall somit unentdeckt und beide Switches senden weiterhin Datenpakete in Richtung Medienkonverter, die dann verloren gehen.
Fallbeispiel 2: Die Kupferverbindung zwischen Switch A und Medienkonverter A wird unterbrochen. Switch A erkennt das Problem sofort, da es seinen eigenen Port betrifft. Dank LFPT wird der Verbindungsfehler mittels Portabschaltung vom Medienkonverter A über Medienkonverter B bis zum Switch B weitergeleitet. Link Fault Pass Through informiert also über den Zustand der gesamten Verbindung.
Die Funktionsweise von LFPT kann aber auch für Irritationen sorgen. Wer an einen Medienkonverter mit aktiviertem LFPT kupferseitig einen Switch anschließt, darf sich nicht wundern, wenn an beiden Geräten keine Verbindung angezeigt wird. Denn für LFPT ist die Verbindung erst vollständig, wenn am Medienkonverter eine Glasfaser angeschlossen ist, die am anderem Ende wiederum mit entsprechenden Geräten verbunden ist. Das muss nicht zwangsläufig ein ebenfalls LFPT beherrschender Medienkonverter mit angeschlossenem Switch sein. Auch Medienkonverter ohne LFPT oder Switches mit SFP-Port zum Anschluss von Glasfaser-Verbindungen vervollständigen die Verbindung im Sinne von LFPT.
Natürlich kann die Funktion LFPT auch deaktiviert werden. Entweder über das Management oder einen Dipschalter, je nach dem, wie der Medienkonverter aufgebaut ist.